Zuletzt aktualisiert am 07.03.2025

Thesaurierende Fonds oder: Erzielte Gewinne reinvestieren, so gehts

Thesaurierende Fonds und ETFs - diese Begriffe tauchen immer wieder auf, wenn es um das Thema Geldanlage geht. Aber was genau bedeutet Thesaurierung eigentlich? Und welche Vor- oder Nachteile sind damit verbunden? Und müssen darauf Steuern gezahlt werden? All diese Fragen möchten wir Ihnen nun beantworten.

Bild von Sparschwein mit Spielfiguren darum, die gemeinsames Investieren verdeutlichen sollen

Was sind thesaurierende Fonds?

Thesaurierende Fonds sind Investmentfonds, die erwirtschaftete Erträge – wie Dividenden von Aktien oder Zinsen aus Anleihen – nicht an die Anlegerinnen und Anleger ausschütten, sondern automatisch wieder im Fondsvermögen anlegen. Das steigert den inneren Wert der Fondsanteile, da die Erträge direkt in neue Wertpapiere investiert (reinvestiert) werden - statt sie an die Anleger und Anlegerinnen auszuzahlen.

Wie funktioniert die Thesaurierung?

  • Wenn ein thesaurierender Fonds Dividenden von Unternehmen erhält, kauft er damit automatisch weitere Aktien oder andere Wertpapiere.
  • Zinsen aus Anleihen oder Erträge aus Immobilienfonds werden ebenfalls nicht ausgezahlt, sondern als Reinvestment angelegt.
  • Dadurch profitieren alle langfristig vom Zinseszinseffekt, zumal sich sowohl die ursprüngliche Investition als auch die reinvestierten Erträge im besten Fall positiv entwickeln können.

Können ETFs thesaurierend sein?

Es gibt auch thesaurierende ETFs. Diese verhalten sich genauso wie klassische thesaurierende Investmentfonds: Erträge werden nicht ausgezahlt, sondern im Fondsvermögen belassen und wieder angelegt.

Beispiele für thesaurierende ETFs:

  • iShares Core MSCI World UCITS ETF (WKN: A0RPWH) – bildet den MSCI World Index ab und reinvestiert Dividenden automatisch.
  • Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (WKN: A2PKXG) – investiert in Unternehmen weltweit und thesauriert alle Erträge.

 

Vor- und Nachteile bei thesaurierenden Fonds

Auf den ersten Blick scheint diese Form der Geldanlage nur aus Vorteilen zu bestehen. Das Anlagevermögen wächst stetig weiter - und damit dann wohl auch die Rendite. Doch ganz so einfach ist es doch nicht. Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten.

Vorteile thesaurierende Fonds

Zunächst aber einmal zu den Vorteilen eines thesaurierenden Investments:

Zinseszinseffekt

Durch die automatische Wiederanlage der Erträge profitieren Sie vom Zinseszinseffekt. Mit anderen Worten: Nicht nur Ihr ursprünglich investiertes Kapital, sondern auch die reinvestierten Erträge generieren weitere Gewinne. Dieser Effekt kann das Vermögenswachstum beschleunigen.

Passive Geldanlage

Passive Geldanlage klingt im ersten Moment etwas widersprüchlich. Vielleicht auch nur verwirrend. Doch im Grunde genommen ist es genau das. Während Sie beispielsweise bei allen Aktien in Ihrem Portfolio aktiv werden müssen (kaufen, verkaufen und Reinvestition), erfolgt das bei thesaurierenden Aktienfonds automatisch.

Kosteneffizienz

Bei thesaurierenden Fonds entfallen zusätzliche Transaktionskosten, die bei der manuellen Wiederanlage von Ausschüttungen anfallen könnten. Dies kann die Gesamtrendite erhöhen.

Nachteile thesaurierende Fonds?

Zu den Nachteilen gehören:

Fehlende Liquidität der Erträge

Da Gewinne bei thesaurierenden Fonds nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert werden, profitieren Sie davon nicht direkt. Das funktioniert nur, wenn Sie entsprechend viele Fondsanteile verkaufen.

Eingeschränkte Flexibilität bei der Wiederanlage

Durch die fehlende Ausschüttung verringert sich zudem die Möglichkeit, die Gewinne direkt in neue Anlageprodukte zu investieren.

Steuerliche Besonderheiten

Trotz der Reinvestition der Erträge werden diese besteuert (Vorabpauschale).

Verlustrisiko bei fallenden Kursen

Bei fallenden Kursen profitieren Sie nicht von den im Vorfeld ausbezahlten Gewinnen. Diese verlieren automatisch mit dem ganzen Fonds an Wert.

Wie funktioniert die Rendite bei thesaurierenden Fonds?

Und was ist mit der Rendite, wenn alle Gewinne bei einem thesaurierenden Investment wieder sofort mit neuen Fondsanteilen verrechnet werden?

Die Rendite bei thesaurierenden Fonds ergibt sich aus der Wertsteigerung der Fondsanteile, da alle erzielten Erträge – wie Dividenden oder Zinsen – direkt im Fonds reinvestiert werden. Das bedeutet, dass die Anleger nicht direkt Auszahlungen erhalten, sondern der Wert ihrer Fondsanteile kontinuierlich wächst.

Wie funktioniert die Rendite bei thesaurierenden Fonds?

  1. Automatische Wiederanlage der Erträge: Bei thesaurierenden Fonds werden Erträge wie Dividenden aus Aktien oder Zinsen aus Anleihen direkt im Fonds wiederangelegt. Diese Wiederanlage erfolgt entweder durch den Kauf neuer Wertpapiere oder durch eine proportionale Erhöhung des Anteilswerts.
  2. Zinseszinseffekt:
    Da die Erträge bei einem thesaurierenden Fonds automatisch reinvestiert werden, erhöht sich die Basis für zukünftige Gewinne. In der Folge steigen sowohl der Wert der Fondsanteile als auch die Gesamtrendite des Investments exponentiell an.
  3. Kursgewinne und Renditeentwicklung: Die Rendite setzt sich also aus den Wertzuwächsen der enthaltenen Wertpapiere (z. B. Aktienkurssteigerungen) und den reinvestierten Erträgen zusammen.

Beispiele für thesaurierende Investmentfonds

Jeder kann übrigens in thesaurierende Fonds investieren. An der Börse werden beispielsweise folgende Investmentfonds gehandelt.

  • Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (WKN: A2PKXG)
    Dieser ETF bildet die Wertentwicklung des FTSE All-World Index nach, der Aktien großer und mittelgroßer Unternehmen aus entwickelten und aufstrebenden Märkten weltweit umfasst. Die erzielten Dividenden werden automatisch reinvestiert.
  • iShares Core MSCI World UCITS ETF (WKN: A0RPWH)
    Dieser ETF zielt darauf ab, die Performance des MSCI World Index nachzubilden, der Aktien von Unternehmen aus 23 Industrieländern enthält. Die Erträge werden nicht ausgeschüttet, sondern im Fonds wiederangelegt.
  • Xtrackers DAX UCITS ETF (WKN: DBX1DA)
    Dieser ETF verfolgt das Ziel, die Wertentwicklung des deutschen Leitindex DAX abzubilden. Dividenden der im DAX enthaltenen Unternehmen werden im Fondsvermögen thesauriert.
  • Amundi MSCI Emerging Markets UCITS ETF (WKN: LYX0BX)
    Dieser ETF bildet die Performance des MSCI Emerging Markets Index nach, der Aktien aus 26 Schwellenländern umfasst. Erträge werden automatisch reinvestiert.
  • DWS Top Dividende LD (WKN: 984811)
    Ein aktiv gemanagter Aktienfonds, der weltweit in Unternehmen mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite investiert. Die erzielten Dividenden werden im Fonds thesauriert.

Wichtig: Bei den hier vorgestellten Fonds handelt es sich nur um Beispiele und nicht um Anlagetipps.

Trägt ein Fonds allgemein die Abkürzung ACC, wissen Sie, dass es sich um ein thesaurierendes Modell handelt. Denn ACC steht für accumulating. INC oder DIST steht hingegen für ausschüttende Fonds.

Was ist bei der Abgeltungssteuer zu beachten?

Seit der Investmentsteuerreform 2018 werden die Erträge von thesaurierenden und ausschüttenden Fonds auf ähnliche Weise besteuert. Ein weiteres Ziel der Reform war es, die steuerliche Ungleichbehandlung zwischen deutschen und ausländischen Fonds zu korrigieren. Dementsprechend muss nun auch für ausländische thesaurierende Fonds jährlich eine Abgeltungsteuer bezahlt werden, wenn der Fonds in einem inländischen Depot gehalten wird.

Bei der Abgeltungssteuer handelt es sich allgemein um eine pauschale Kapitalertragsteuer in Deutschland, die auf Einkünfte aus Kapitalvermögen erhoben wird. Dazu gehören Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne aus Fonds und Aktien.

Der Steuersatz beträgt 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag (5,5 % auf die Steuer). Zusätzlich zur Kapitalertragsteuer und dem Solidaritätszuschlag fällt gegebenenfalls auch Kirchensteuer an. Insgesamt ergibt sich somit eine Steuerbelastung von 26,38 % ohne Kirchensteuer und bis zu 27,99 % mit Kirchensteuer. Die Steuer wird automatisch von der Depotbank einbehalten und an das Finanzamt abgeführt.

Wichtig: Der Solidaritätszuschlag (Soli) wurde ab 2021 für die Mehrheit der Steuerzahler abgeschafft. Rund 90 % der bisherigen Zahler sind seitdem davon befreit. Auf Kapitalerträge wie Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne wird er aber weiterhin erhoben.

Wie wird ein thesaurierender Fonds besteuert?

Bei thesaurierenden Fonds gibt es zudem eine kleine Besonderheit. Denn hier erfolgt die Besteuerung nicht erst beim Verkauf der Anteile, sondern bereits während der Haltedauer durch die sogenannte Vorabpauschale. Die Vorabpauschale sorgt für eine jährliche Mindestbesteuerung während der Haltedauer eines thesaurierenden Fonds. Beim späteren Verkauf werden die bereits gezahlten Steuern berücksichtigt, sodass keine doppelte Besteuerung erfolgt.

  • Die Vorabpauschale ist ein fiktiver Ertrag, der jedes Jahr zum 1. Januar für das Vorjahr berechnet wird.
  • Sie ergibt sich aus 70 % des Basiszinses, multipliziert mit dem Wert der Fondsanteile zu Jahresbeginn.
  • Liegt die tatsächliche Wertsteigerung des Fonds unter der errechneten Vorabpauschale, wird stattdessen die geringere Wertsteigerung als steuerpflichtig angesetzt.
  • Es können aber Freistellungsaufträge genutzt werden, um die Vorabpauschale bis zur Höhe des Freibetrags steuerfrei zu halten.

Zusätzliche Berücksichtigung der Teilfreistellung

Zur Berechnung der Vorabpauschale wird der Rücknahmepreis des Fondsanteils zu Beginn des Vorjahres mit 70 % des Basiszinses multipliziert. Auf den errechneten Basiswert wird die fondsspezifische Teilfreistellung gewährt.

  • Bei einem reinen Aktienfonds sind für Privatanleger 30 % der Vorabpauschale steuerfrei.
  • Bei einem Mischfonds mit mindestens 25 % Aktienanteil beträgt die Teilfreistellung 15 %.
  • Rentenfonds und Immobilienfonds haben andere Regelungen, die von der Zusammensetzung des Fonds abhängen.

Beispiel zur Berechnung der Vorabpauschale

Angenommen, Sie halten am 1. Januar 2024 Fondsanteile im Wert von 10.000 Euro. Der Basiszins für 2024 beträgt 2,29 % (dieser wird jährlich vom Bundesfinanzministerium festgelegt).

Dann berechnet sich die Vorabpauschale wie folgt:

  • 10.000 € × 2,29 % × 70 % = 160,30 €

Berücksichtigung der Teilfreistellung (bei einem Aktienfonds mit 30 % Freistellung):

  • Steuerpflichtiger Anteil: 160,30 € × 70 % = 112,21 €

Jährliche Besteuerung durch die Vorabpauschale

  • Ihr Fonds hat am 1. Januar 2024 einen Wert von 10.000 €.
  • Der Basiszins liegt bei 2,29 %, sodass die Vorabpauschale 160,30 € beträgt.
  • Die Teilfreistellung wird berücksichtigt, sodass nur 112,21 € steuerpflichtig sind.
  • Darauf zahlen Sie 25 % Abgeltungsteuer + 5,5 % Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer → etwa 29 €.
  • Diese Steuer wird direkt von Ihrer Depotbank direkt einbehalten und an das Finanzamt abgeführt.

Besteuerung beim Verkauf nach 5 Jahren

  • Angenommen, Ihr Fonds ist nach 5 Jahren auf 15.000 € gestiegen.
  • Ihr Gewinn beträgt demnach 5.000 €.
  • Von diesen 5.000 € werden die bereits versteuerten Vorabpauschalen der letzten 5 Jahre abgezogen.
  • Sie zahlen die Abgeltungsteuer nur auf den verbleibenden Kursgewinn.

Für wen eignen sich thesaurierende Fonds?

Thesaurierende Fonds oder ETFs eignen sich für alle mit einem langen Anlagehorizont. Denn nur, wenn Sie über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Vermögen aufbauen wollen, können Sie von den Vorteilen der Thesaurierung richtig profitieren. Deswegen setzen auch viele Rentenfonds auf eine Thesaurierung.

Gibt es alternative Anlagemöglichkeiten?

Neben dieser traditionellen Anlageform haben Sie aber noch weitere Möglichkeiten, Ihr Geld für die Zukunft oder die Rente zu investieren. Eine davon ist das Crowdinvesting, bei der Sie direkt in gemeinnützige Projekte investieren können. Damit können Sie nicht nur überdurchschnittliche Renditen erzielen. Sie haben zugleich die Möglichkeit, positive soziale und ökologische Effekte in der eigenen Region zu unterstützen.

Ein weiterer Vorteil dieser Anlageform ist die erhöhte Transparenz. Sie können genau nachvollziehen, wohin ihr Geld fließt und welchen konkreten Nutzen es stiftet. Anders als bei Investments am Aktienmarkt, bei denen Sie oftmals nicht wissen, wofür Ihre Geldanlage verwendet wird.

Auch sind die Einstiegshürden beim Crowdinvesting geringer. Hier können Sie sich bereits mit kleineren Beträgen beteiligen. Wohingegen Sie bei Kauf eines Fonds immer den derzeitigen Börsenwert zahlen müssen - der mitunter ziemlich hoch sein kann.

Möchten Sie Ihr Portfolio diversifizieren und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft zu nehmen? Dann investieren Sie in soziale, ökologische oder lokale Projekte und leisten Sie einen direkten Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaft und Infrastruktur.