Thesaurierende Fonds und ETFs - diese Begriffe tauchen immer wieder auf, wenn es um das Thema Geldanlage geht. Aber was genau bedeutet Thesaurierung eigentlich? Und welche Vor- oder Nachteile sind damit verbunden? Und müssen darauf Steuern gezahlt werden? All diese Fragen möchten wir Ihnen nun beantworten.
Thesaurierende Fonds sind Investmentfonds, die erwirtschaftete Erträge – wie Dividenden von Aktien oder Zinsen aus Anleihen – nicht an die Anlegerinnen und Anleger ausschütten, sondern automatisch wieder im Fondsvermögen anlegen. Das steigert den inneren Wert der Fondsanteile, da die Erträge direkt in neue Wertpapiere investiert (reinvestiert) werden - statt sie an die Anleger und Anlegerinnen auszuzahlen.
Es gibt auch thesaurierende ETFs. Diese verhalten sich genauso wie klassische thesaurierende Investmentfonds: Erträge werden nicht ausgezahlt, sondern im Fondsvermögen belassen und wieder angelegt.
Beispiele für thesaurierende ETFs:
Auf den ersten Blick scheint diese Form der Geldanlage nur aus Vorteilen zu bestehen. Das Anlagevermögen wächst stetig weiter - und damit dann wohl auch die Rendite. Doch ganz so einfach ist es doch nicht. Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten.
Zunächst aber einmal zu den Vorteilen eines thesaurierenden Investments:
Durch die automatische Wiederanlage der Erträge profitieren Sie vom Zinseszinseffekt. Mit anderen Worten: Nicht nur Ihr ursprünglich investiertes Kapital, sondern auch die reinvestierten Erträge generieren weitere Gewinne. Dieser Effekt kann das Vermögenswachstum beschleunigen.
Passive Geldanlage klingt im ersten Moment etwas widersprüchlich. Vielleicht auch nur verwirrend. Doch im Grunde genommen ist es genau das. Während Sie beispielsweise bei allen Aktien in Ihrem Portfolio aktiv werden müssen (kaufen, verkaufen und Reinvestition), erfolgt das bei thesaurierenden Aktienfonds automatisch.
Bei thesaurierenden Fonds entfallen zusätzliche Transaktionskosten, die bei der manuellen Wiederanlage von Ausschüttungen anfallen könnten. Dies kann die Gesamtrendite erhöhen.
Zu den Nachteilen gehören:
Da Gewinne bei thesaurierenden Fonds nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert werden, profitieren Sie davon nicht direkt. Das funktioniert nur, wenn Sie entsprechend viele Fondsanteile verkaufen.
Durch die fehlende Ausschüttung verringert sich zudem die Möglichkeit, die Gewinne direkt in neue Anlageprodukte zu investieren.
Trotz der Reinvestition der Erträge werden diese besteuert (Vorabpauschale).
Bei fallenden Kursen profitieren Sie nicht von den im Vorfeld ausbezahlten Gewinnen. Diese verlieren automatisch mit dem ganzen Fonds an Wert.
Und was ist mit der Rendite, wenn alle Gewinne bei einem thesaurierenden Investment wieder sofort mit neuen Fondsanteilen verrechnet werden?
Die Rendite bei thesaurierenden Fonds ergibt sich aus der Wertsteigerung der Fondsanteile, da alle erzielten Erträge – wie Dividenden oder Zinsen – direkt im Fonds reinvestiert werden. Das bedeutet, dass die Anleger nicht direkt Auszahlungen erhalten, sondern der Wert ihrer Fondsanteile kontinuierlich wächst.
Jeder kann übrigens in thesaurierende Fonds investieren. An der Börse werden beispielsweise folgende Investmentfonds gehandelt.
Wichtig: Bei den hier vorgestellten Fonds handelt es sich nur um Beispiele und nicht um Anlagetipps.
Trägt ein Fonds allgemein die Abkürzung ACC, wissen Sie, dass es sich um ein thesaurierendes Modell handelt. Denn ACC steht für accumulating. INC oder DIST steht hingegen für ausschüttende Fonds.
Seit der Investmentsteuerreform 2018 werden die Erträge von thesaurierenden und ausschüttenden Fonds auf ähnliche Weise besteuert. Ein weiteres Ziel der Reform war es, die steuerliche Ungleichbehandlung zwischen deutschen und ausländischen Fonds zu korrigieren. Dementsprechend muss nun auch für ausländische thesaurierende Fonds jährlich eine Abgeltungsteuer bezahlt werden, wenn der Fonds in einem inländischen Depot gehalten wird.
Bei der Abgeltungssteuer handelt es sich allgemein um eine pauschale Kapitalertragsteuer in Deutschland, die auf Einkünfte aus Kapitalvermögen erhoben wird. Dazu gehören Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne aus Fonds und Aktien.
Der Steuersatz beträgt 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag (5,5 % auf die Steuer). Zusätzlich zur Kapitalertragsteuer und dem Solidaritätszuschlag fällt gegebenenfalls auch Kirchensteuer an. Insgesamt ergibt sich somit eine Steuerbelastung von 26,38 % ohne Kirchensteuer und bis zu 27,99 % mit Kirchensteuer. Die Steuer wird automatisch von der Depotbank einbehalten und an das Finanzamt abgeführt.
Wichtig: Der Solidaritätszuschlag (Soli) wurde ab 2021 für die Mehrheit der Steuerzahler abgeschafft. Rund 90 % der bisherigen Zahler sind seitdem davon befreit. Auf Kapitalerträge wie Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne wird er aber weiterhin erhoben.
Bei thesaurierenden Fonds gibt es zudem eine kleine Besonderheit. Denn hier erfolgt die Besteuerung nicht erst beim Verkauf der Anteile, sondern bereits während der Haltedauer durch die sogenannte Vorabpauschale. Die Vorabpauschale sorgt für eine jährliche Mindestbesteuerung während der Haltedauer eines thesaurierenden Fonds. Beim späteren Verkauf werden die bereits gezahlten Steuern berücksichtigt, sodass keine doppelte Besteuerung erfolgt.
Zur Berechnung der Vorabpauschale wird der Rücknahmepreis des Fondsanteils zu Beginn des Vorjahres mit 70 % des Basiszinses multipliziert. Auf den errechneten Basiswert wird die fondsspezifische Teilfreistellung gewährt.
Beispiel zur Berechnung der Vorabpauschale
Angenommen, Sie halten am 1. Januar 2024 Fondsanteile im Wert von 10.000 Euro. Der Basiszins für 2024 beträgt 2,29 % (dieser wird jährlich vom Bundesfinanzministerium festgelegt).
Dann berechnet sich die Vorabpauschale wie folgt:
Berücksichtigung der Teilfreistellung (bei einem Aktienfonds mit 30 % Freistellung):
Thesaurierende Fonds oder ETFs eignen sich für alle mit einem langen Anlagehorizont. Denn nur, wenn Sie über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Vermögen aufbauen wollen, können Sie von den Vorteilen der Thesaurierung richtig profitieren. Deswegen setzen auch viele Rentenfonds auf eine Thesaurierung.
Neben dieser traditionellen Anlageform haben Sie aber noch weitere Möglichkeiten, Ihr Geld für die Zukunft oder die Rente zu investieren. Eine davon ist das Crowdinvesting, bei der Sie direkt in gemeinnützige Projekte investieren können. Damit können Sie nicht nur überdurchschnittliche Renditen erzielen. Sie haben zugleich die Möglichkeit, positive soziale und ökologische Effekte in der eigenen Region zu unterstützen.
Ein weiterer Vorteil dieser Anlageform ist die erhöhte Transparenz. Sie können genau nachvollziehen, wohin ihr Geld fließt und welchen konkreten Nutzen es stiftet. Anders als bei Investments am Aktienmarkt, bei denen Sie oftmals nicht wissen, wofür Ihre Geldanlage verwendet wird.
Auch sind die Einstiegshürden beim Crowdinvesting geringer. Hier können Sie sich bereits mit kleineren Beträgen beteiligen. Wohingegen Sie bei Kauf eines Fonds immer den derzeitigen Börsenwert zahlen müssen - der mitunter ziemlich hoch sein kann.
Möchten Sie Ihr Portfolio diversifizieren und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft zu nehmen? Dann investieren Sie in soziale, ökologische oder lokale Projekte und leisten Sie einen direkten Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaft und Infrastruktur.