Zuletzt aktualisiert am 23.08.2024 von Lieselotte Stöhr

NACHHALTIG INVESTIEREN – RENDITE MIT GUTEM GEWISSEN

Sie möchten Ihr Geld möglichst sinnvoll und nachhaltig investieren?

Stehen jedoch noch am Anfang und kennen noch nicht all Ihre Optionen?

Ein paar Anregungen, wie verantwortungsvoll und ethisch investiert werden kann, würden Ihre Entscheidung erleichtern?

Dann wird Ihnen dieser Beitrag eine große Hilfe sein! Wir wollen zunächst klären, was nachhaltiges Investieren eigentlich bedeutet und welche Kriterien es gibt, die Nachhaltigkeit zu überprüfen. Zudem erfahren Sie hier, welche Vor- und Nachteile verschiedene Anlageformen mit sich bringen und auf welcher Grundlage Sie sich am besten für ein Impact Investing entscheiden.

Das Thema Nachhaltigkeit nimmt in unserer Gesellschaft in nahezu allen Lebensbereichen einen immer größeren Stellenwert ein. In den Bereichen Konsum, Ernährung und Transport bspw. ist der Nachhaltigkeitsgedanke bereits seit einiger Zeit präsent und nicht mehr wegzudenken. Relativ neu ist jedoch der Trend nachhaltiger Geldanlagen. Doch vor allem mit sinnvollen Investitionen kann jeder Einzelne einen größtmöglichen Impact erzielen. Klären wir also zunächst, ab wann eine Geldanlage als nachhaltig gilt.

Definition des Nachhaltigkeits-Begriffs

Eine der bekanntesten Definitionen für Nachhaltigkeit findet man im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung aus dem Jahr 1987:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“

Während Nachhaltigkeit im allgemeinen Volksmund häufig in erster Linie mit ökologischen Themen in Zusammenhang gebracht wird, zeigt diese Definition ein wesentlich breiteres Verständnis. Es geht dabei nicht „nur“ um Natur und Umwelt, ebenso spielen gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle. Letztendlich geht es darum, unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes System zu hinterlassen, das sich in naher Zukunft nicht verschlechtern bzw. verbessern wird. Dies kann nur durch einen entsprechenden Lebensstil erfolgen.

Definition einer Nachhaltigen Investition

„Nachhaltig investieren“, „Impact Investing“, „grün investieren“, „ethisch investieren“ – was ist damit eigentlich gemeint? Ab wann gilt eine Geldanalage als nachhaltig und verantwortungsvoll? Diese Frage lässt sich im Wesentlichen anhand 3er Kriterien beantworten. Unternehmen bzw. Branchen, die nachhaltig wirtschaften…

1. …vermeiden und zeigen Verantwortung

Zunächst geht es beim nachhaltigen Investment darum, sein Kapital eben NICHT in Unternehmen zu stecken, die unserem System ersichtlich schaden. Ausschlusskriterien für Branchen und Unternehmen sind laut dem Forum Nachhaltige Gedanken (FNG) v.a.:

  • Korruption und Bestechung
  • Arbeitsrechtsverletzungen
  • Umweltzerstörung
  • Menschenrechtsverletzungen
  • Kohle
  • Waffen und Rüstung
  • Kernenergie
  • Tabak
  • Glücksspiel
  • Pornografie

2. …unterstützen und fördern Nachhaltigkeit

Wer mit gutem Gewissen sein Geld vermehren will, der sollte darüber hinaus in Unternehmen investieren, die ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte in den Vordergrund Ihrer Unternehmenspolitik rücken.

Als eine Art Gütesiegel hat die Finanzbranche hier die sogenannten „ESG-Kriterien“ eingeführt. ESG steht dabei für Environment (Ökologie), Social (Soziales) und Governance (Ökonomie). Anhand dieser Kriterien können Firmen demnach bewertet werden, wie verantwortungsvoll und nachhaltig sie im Vergleich zu Wettbewerbern agieren.

ESG

Abb. 1: Übersicht der ESG-Kriterien (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schindler: Nachhaltige Kapitalanlagen – Chancen nachhaltig nutzen; Frankfurt a.M., 2018, S. 20.)

Gemäß dem „Best-in-Class Ansatz“ werden so die besten Unternehmen (z.B. die Top 3) einer Branche, Kategorie oder Anlageklasse ermittelt. Somit haben Sie als potenzieller Anleger einen Anhaltspunkt, wo Ihr Geld am besten aufgehoben ist.

Achtung: Ein großer Kritikpunkt am Best-in-Class Ansatz ist das Fehlen der Ausschlusskriterien und das damit verbundene Greenwashing. Sie können somit auch das nachhaltigste Unternehmen innerhalb einer absolut kontroversen Branche (z.B. Atomstrom-Erzeugung, Öl- & Gas-Förderung oder Waffenproduktion) ermitteln.

Als Prominentes Beispiel wäre hier British Petroleum zu nennen. Es schnitt als „Best-in-class“ innerhalb der Ölbranche ab und sorgte kurze Zeit später für den Deepwater Horizon Skandal im Golf von Mexiko. Wir empfehlen Ihnen somit, den Best-in-Class Ansatz nur unter zusätzlicher Beachtung der wichtigsten Ausschlusskriterien anzuwenden.

3. …nehmen Einfluss und wirken durch Dialog und Engagement

Eines der jüngsten und zugleich fortschrittlichsten Elemente des Nachhaltigkeitskonzepts eines Unternehmens, ist auch eine politische Komponente. Hierbei geht es um die Unterstützung einer allgemeinen Veränderung im Sinne einer sozioökonomischen Wirkung. Unternehmen mit einem starken Nachhaltigkeitsprofil wollen demnach auch Einfluss auf das Verhalten anderer Unternehmen, Organisationen oder Konsumenten nehmen.

Deshalb liegt nachhaltig Investieren im Trend

Das kollektive Bewusstsein für nachhaltige Geldanlagen wächst seit einigen Jahren. Anleger möchten immer öfter wissen, für welche Zwecke ihr Geld eingesetzt wird und welche Verantwortung damit einhergeht. Die Rendite soll nicht länger auf Kosten von Natur oder Menschen erfolgen.

Werfen wir einen Blick auf die Statistik der letzten Jahre, so wird der Trend schnell deutlich. Laut den Daten des Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) 2020 wurden 2019 ganze 269,3 Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen investiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von 23%. Seit 2016 hat sich dieser Wert sogar fast verdoppelt. Doch woher rührt dieser starke Trend?

Statistik

Abb. 2: Nachhaltige Investmentfonds und Mandate in Deutschland (Daten: Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) 2020)

Kein Verzicht auf Rendite

Ein Faktor, warum Impact Investing und Investitionen nach ESG-Kriterien immer beliebter werden, ist der längst nicht mehr notwendige Verzicht auf eine Rendite. Laut einer Studie der Ratingagentur Scope Analysis (2017) sind zwischen einem gewöhnlichen und einem „sauberen“ Aktienfonds über 3 Jahre Laufzeit fast keine Leistungsunterschiede mehr zu erkennen. Mehr noch: Bei einer 5-jährigen Laufzeit schnitten die nachhaltigen Fonds sogar geringfügig besser ab. Zudem sei der Schwankungsbereich nachhaltiger Geldanlagen deutlich geringer.

Geringeres Risiko der Geldanlage

Ein weiterer Grund, warum nachhaltige Geldanlagen so erfolgreich sind, ist schnell erklärt: Sie sind schlichtweg weniger risikoreich. Denken Sie nur einmal an die zahlreichen Ereignisse zurück, die sich negativ auf all jene Anbieter auswirkten, die nicht nach dem Nachhaltigkeitsprinzip wirtschafteten: Die Bankenkrise 2007-2009, Deepwater Horizon oder der VW-Abgas Skandal sind nur einige, die es hier zu nennen gibt. Mit einem sauberen Investment vermeiden Sie, von derartigen Skandalen und dem Verlust Ihrer Rendite betroffen zu sein.

Nachhaltig Geld anlegen in 4 Schritten

Sich als Privatanleger für eine bestimmte Geldanlage zu entscheiden ist bei einer schier überwältigenden Auswahl nicht gerade leicht. Wir möchten Ihnen daher einen 4-Schritte-Plan an die Hand geben, der Ihnen dabei hilft, entsprechend Ihrer Vorstellungen und persönlichen Präferenzen, die richtige Wahl zu treffen:

Schritt 1: Chancen ermitteln

Die erste Frage, die Sie sich stellen sollten, ist selbstverständlich, inwiefern die gewählte Kapitalanlage einen nachhaltigen Effekt erzielt. Hierbei können Ihnen die Ausschlusskriterien in Kombination mit dem Best-in-Class Ansatz einen ersten Anhaltspunkt geben. Doch wie wir bereits festgestellt haben, ist auch dieser nicht unfehlbar. Sie sollten daher in jeden Fall auch weitere Daten hinzuziehen, wie z.B.:

Letztendlich spielt natürlich auch Ihre persönliche Präferenz eine erhebliche Rolle. Verfolgen Sie primär Umwelt- und Klimaziele oder sind Sie auf der Suche nach nachhaltigen Unternehmen im Bereich Soziales?

Schritt 2: Risiken abwägen

Eine Geldanlage ohne Risiken gibt es nicht. Je nach Anlageform bestehen jedoch erheblich Unterschiede hinsichtlich der bestehenden Risiken. In der Regel geht eine hohe Rendite auch mit einem hohen Risiko einher. Teilweise ist ein Komplettverlust der Geldanalage nicht auszuschließen.

Hier lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die verschiedenen Anlageformen zu werfen und abzuwägen, welches Risiko Sie tatsächlich in Kauf nehmen möchten.

Schritt 3: Liquidität prüfen

Abhängig davon, wofür das das angelegte Geld gedacht ist, ist es teilweise entscheidend, dass es rechtzeitig wieder verfügbar ist. Hierbei gilt grundsätzlich: Wer flexibel sein will, muss Abstriche bei der Rendite machen. Wer wiederum längere und feste Laufzeiten in Kauf nimmt, kann mit einer höheren Rendite rechnen und hat überdies deutlich mehr Wahlmöglichkeiten.

Auch diesbezüglich sollten Sie sich ausgiebig über die verschiedenen Anlageformen informieren.

Schritt 4: Sinnbestimmung erfüllen

Dieser letzte Punkt ist für viele Anleger, die bewusst nachhaltig investieren möchten, sehr entscheidend. Am liebsten möchten Sie möglichst konkret bestimmen, in welches Projekt ihr Geld fließen wird und sicher sein, einen tatsächlichen sozialen oder ökologischen Mehrwert zu schaffen. Dies ist jedoch leider bei den wenigsten Anlageformen so unmittelbar nachvollziehbar. Um sich vor Greenwashing Unternehmen und undurchsichtigen Investments zu schützen, empfehlen wir Ihnen, eine Anlageform zu wählen, die es Ihnen ermöglicht, den Impact möglichst direkt und selbst zu überprüfen.

Tipp: Eine Anlageform, die wir Ihnen diesbezüglich ans Herz legen möchten, ist das (regionale) Crowdinvesting – eine Form des Social Impact Investing. Sie haben hierbei als Privatanleger die Möglichkeit, direkt in nachhaltige, gemeinnützige und regionale Projekte zu investieren. Der unmittelbar sichtbare Impact vor Ort ist es, der diese Anlageform so einzigartig macht. Ein Investment wird dadurch um ein Vielfaches greifbarer und emotionaler. Nina Gladen, Gründerin der Crowdinvesting Plattform Xavin, beschreibt ihre Arbeit so:

„Bei uns gilt also „Impact First“ und die Wirkung muss nicht nur messbar, sondern tatsächlich erlebbar sein. Bei einer gewöhnlichen Geldanlage ist diese Komponente üblicherweise nicht gegeben.“

In gemeinnützige Großprojekte von Vereinen, sozialen Trägern oder Privatschulen kann mit Xavin investiert werden. Wohnungen für Geflüchtete, ein Hospiz oder Projekte der Jugendhilfe sind nur einige Beispiele für Projekte, die bereits erfolgreich finanziert und verwirklicht wurden.

Wenn Sie mehr über Xavin und Ihre Möglichkeiten als Anleger erfahren möchten, dann starten Sie hier.


 


Anlageformen für ein nachhaltiges Investment

Die Vielzahl an unterschiedlichen Anlageformen kann einen als Privatanleger schnell überfordern. Wir möchten Ihnen deshalb abschließend einen kompakten Überblick über die verschiedenen Anlageformen inklusive deren Vor- und Nachteile geben:

Anlageform Vorteile Nachteile
Aktien Impact ist gut nachvollziehbar Schneller Verkauf zum Tageskurs möglich Risikostreuung ist erst ab einem rel. Großen Vermögen möglich Kursrisiko Risiko eines Totalverlusts
Anleihen Impact ist gut nachvollziehbar Feste Zinshöhe Teilweise wird indirekt übers Unternehmen in Sachwerte investiert Kapital ist meist gebunden (feste Laufzeit) Kleinere Anleihen sind oft ohne Bonitätsranking Risiko eines Totalverlusts
Banken Weniger Risiken auf Bankkonten Impact ist meist gut nachvollziehbar Geringe Zinsen auf Banknoten Wenige Filialen vor Ort
Crowdfunding Impact ist gut nachvollziehbar Unterstützung von Projekten, die schwer an Mittel kommen Geld fließt nur, wenn ein Projekt vollständig finanziert wurde Spendencharakter (meist nur Sachprämien) Projekte sind teilweise sehr unprofessionell Einige Projekte scheitern
Crowdinvesting Impact ist sehr gut nachvollziehbar Auch kleine Anlagebeträge möglich Unterstützung von Projekten, die schwer an Mittel kommen Feste Zinshöhe Kapital ist meist gebunden (feste Laufzeit)
Direktbeteiligung Impact ist gut nachvollziehbar Teilweise feste Zinshöhe Teilweise wird indirekt übers Unternehmen in Sachwerte investiert Häufig erst ab größeren Anlagebeträgen möglich Risikostreuung ist erst ab einem rel. Großen Vermögen möglich Risiko eines Totalverlusts
ETF Geringe oder keine Fondsgebühren Breite Risikostreuung Monatliches Sparen bequem möglich Nachhaltigkeit eher gering (Best-in-class Ansätze schwach) Einige Angebote stammen von kontroversen Finanzkonzernen Risiko für gesamtwirtschaftliche Konjunkturschwankungen
Fonds Breite Risikostreuung Monatliches Sparen bequem möglich Kurzfristiger Verkauf ist im Notfall möglich Impact und Nachhaltigkeit ist häufig sehr schwer nachvollziehbar Risiko für gesamtwirtschaftliche Konjunkturschwankungen
Rente Auszahlungen im Rentenalter bis ans Lebensende Monatliches Sparen bequem möglich Rendite teilweise sehr gering Nicht frei von Risiken (abhängig vom Produkt)