Greenwashing und Nachhaltigkeit gehen bei Finanzprodukten inzwischen Hand in Hand. Dies liegt an den steigenden Erwartungen der Gesellschaft, Kapital in umweltfreundlichere Konzepte zu leiten. Doch in der Praxis fehlen klare Grenzen, ab wann ein Produkt tatsächlich nachhaltig ist und wann es nur „grün schimmert“. In diesem Zusammenhang taucht immer wieder der Begriff Greenwashing auf. So spricht beispielsweise die BaFin von Greenwashing, wenn Finanzprodukte oder Dienstleistungen „nachhaltig“ vermarktet werden, ohne diesem Anspruch gerecht zu werden. Deswegen verlangt die Europäische Union mehr Transparenz über ESG-Kriterien. Damit Verbraucherinnen und Verbraucher künftig wieder fundierte Anlageentscheidungen treffen können.
Der Begriff Greenwashing bezeichnet laut BaFin jede Kommunikation, die Unternehmen, Produkte oder Prozesse „grüner“ darstellt, als sie es tatsächlich sind. Eine eindeutige gesetzliche Definition gibt es bis heute aber nicht. In vielen Fällen wecken Anbieter von Finanzprodukten den Eindruck, ihr Portfolio sei besonders ökologisch oder sozial, obwohl nur minimale Anpassungen vorgenommen werden. Dies kann als eine Täuschung des Marktes gedeutet werden. Häufig geht es dabei um das gezielte Beschönigen des eigenen Images. Ein klassisches Beispiel sind Marketingkampagnen, die einzelne umweltfreundliche Aspekte betonen, während umweltschädliche Faktoren ungenannt bleiben.
Unternehmen versprechen sich von Greenwashing Vorteile im Wettbewerb. Sie wünschen sich ein verantwortungsbewusstes Image und versuchen auf diese Art und Weise, neue Konsumentenkreise zu erschließen.
Deswegen muss aber der Eindruck eines umwelt- und klimafreundlichen Angebots entstehen, welches zugleich mit den Zielen des Umweltschutzes übereinstimmt. In Wirklichkeit bleibt das Engagement jedoch oft lückenhaft.
Ein prominentes Beispiel ist H&M, das mit seiner „Conscious“-Kollektion Nachhaltigkeit suggeriert hat. Tatsächlich wurden nur einzelne Kleidungsstücke aus nachhaltigeren Materialien hergestellt, während der Großteil der Produktion weiterhin auf Fast Fashion basiert – ein Geschäftsmodell, das extreme Umweltbelastungen verursacht. Denn das Ziel dahinter ist weiterhin schnell, billig und in großen Mengen Kleidung zu produzieren.
Aldi betont seine Bemühungen um Nachhaltigkeit, beispielsweise durch den Verkauf von wiederverwendbaren Taschen. Gleichzeitig wird jedoch kritisiert, dass das Unternehmen seine „Fair & Gut“-Landmilch mit dem Label „klimaneutral“ verkauft. Dieses Versprechen basiert jedoch hauptsächlich auf der Finanzierung von Kompensationsprojekten, aber nicht darauf, die tatsächlichen Treibhausgasemissionen in der eigenen Lieferkette signifikant zu reduzieren. Kritiker argumentieren, dass diese Praxis irreführend ist und als Greenwashing betrachtet werden kann.
Doch bei den Konsumenten und Konsumentinnen entsteht der Eindruck, sie würden beim Kauf eine umweltfreundliche Entscheidung treffen - obwohl die tatsächlichen Auswirkungen weniger positiv sind.
Grundsätzlich tritt Greenwashing in unterschiedlichen Formen auf. Mehrere Kategorien werden immer wieder beobachtet:
Finanzprodukte gelten als nachhaltig, wenn sie Kriterien in den Bereichen Environmental (ökologisch), Social (sozial) und Governance (Unternehmensführung) erfüllen. Tatsächlich liegt jedoch die Interpretation der Nachhaltigkeitskriterien oft im Ermessen des Anbieters. Denn auch die Anbieter von Finanzprodukten werden geführt von Vertriebszielen und setzen daher auf grünes Design oder suggestive Begriffe. So werden etwa „nachhaltige Produkte“ beworben, obwohl das Portfolio kaum die wichtigen ESG-Kriterien erfüllt. Hier entsteht ein Konflikt zwischen echter Wirkung und reinem Green Marketing.
Greenpeace hat mehrfach auf das Problem des Greenwashings in der Finanzbranche hingewiesen. In einem Bericht kritisiert die Organisation, dass viele als nachhaltig beworbene Anlageprodukte nicht zu einer tatsächlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen in der Realwirtschaft beitragen. Greenpeace fordert daher strengere Regelungen und mehr Transparenz, um sicherzustellen, dass nachhaltige Finanzprodukte ihren Namen verdienen.
2022 wurden mehrere große Fondsgesellschaften wegen Greenwashing-Vorwürfen untersucht. Doch schon im Jahr 2021 gab es ein prominentes Beispiel - die DWS Group, eine Tochter der Deutschen Bank, die sich als Vorreiter für nachhaltige Geldanlagen positionierte. Laut Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC gab es jedoch erhebliche Widersprüche zwischen der ESG-Bewerbung ihrer Fonds und den tatsächlichen Investitionen. Dies führte zu einer Strafzahlung in Höhe von 25 Millionen Dollar, da die Verbraucher in die Irre geführt wurden.
Das scheint aber kein Einzelfall zu sein: Eine Untersuchung der Universität Barcelona ergab, dass etwa 24 % der analysierten nachhaltigen Aktienfonds Greenwashing betrieben. Diese Fonds wiesen ein durchschnittliches oder schlechteres ESG-Rating auf und beteiligten sich kaum an Abstimmungen zu ESG-Themen.
In Deutschland und der EU gibt es bislang übrigens kein eigenständiges Gesetz gegen Greenwashing. Allerdings kann es unter bestehende Gesetze fallen, weil täuschende Nachhaltigkeitsversprechen je nach Kontext als irreführende Werbung (§ 5 UWG) oder als Falschangaben in Wertpapierprospekten (§ 264a StGB) gewertet werden können.
Um das vermehrte Aufkommen von Greenwashing zu unterbinden, hat sich die BaFin nun beim Greenwashing einen besonderen Schwerpunkt gesetzt und prüft verstärkt nachhaltige Finanzprodukte auf irreführende Angaben. Sie verfolgt das Ziel, Unternehmen in der Öffentlichkeit zu mehr Transparenz zu verpflichten, damit Anlegerinnen und Anleger fundierte Entscheidungen treffen können.
Auf EU-Ebene bildet die Sustainable Finance Roadmap das Herzstück der Regulierung, um den Finanzmarkt transparenter zu gestalten. Dazu gehört die EU-Offenlegungsverordnung (SFDR), die Finanzmarktteilnehmer dazu verpflichtet, detaillierte Informationen über die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen offenzulegen. Unternehmen können somit nicht mehr einfach unklare ESG-Angaben nutzen, sondern müssen belegbare Daten liefern.
Trotz dieser wachsenden Regulierung bleibt die Durchsetzung schwierig. Viele Unternehmen versuchen weiterhin, in der Öffentlichkeit durch vage Nachhaltigkeitsversprechen sich selbst ein positives Image zu geben.
Inwiefern schadet Greenwashing nun aber allgemein der Nachhaltigkeit? Insbesondere im Kontext von Finanzanlagen:
Um Greenwashing im Finanzsektor zu bekämpfen, wurden in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen und gesetzliche Regelungen eingeführt, die insbesondere auf ESG-Fonds (Environmental, Social- und Governance) und die Offenlegung von Klimarisiken abzielen.
Die Europäische Union hat im März 2024 neue Regeln verabschiedet, die die Verwendung allgemeiner Umweltaussagen wie „grün“ oder „öko“ ohne spezifische Begründung untersagen. Zudem dürfen Nachhaltigkeitssiegel nur verwendet werden, wenn sie von staatlichen Stellen stammen oder auf einem Drittzertifizierungssystem basieren. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass ESG-Fonds wirklich ökologischen und sozialen Kriterien entsprechen und nicht durch vage oder unbegründete Behauptungen die Anlegerinnen und Anleger täuschen.
Die BaFin betont die Notwendigkeit, dass beaufsichtigte Unternehmen verlässliche Daten zu finanziellen Klimarisiken bereitstellen müssen. Dazu gehören sowohl physische Risiken, die durch den Klimawandel entstehen, als auch Transitionsrisiken, die sich aus dem Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ergeben.
Die EU-Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel (EmpCo) ist am 26. März 2024 in Kraft getreten. Die Richtlinie soll primär vor irreführenden Umwelt- und Nachhaltigkeitsaussagen schützen. Obwohl sie sich hauptsächlich auf Konsumgüter und Dienstleistungen konzentriert, hat sie aber auch Auswirkungen auf den Finanzmarkt und börsennotierte Unternehmen.
Sustainable Finance bietet neue Möglichkeiten, das eigene Kapital in nachhaltige Geldanlagen zu lenken. Anbieter, die von Anfang an verhindern, dass sich Greenwashing als bloßes Reinwaschen von Unternehmen durchsetzt, setzen auf klare und überprüfbare Konzepte. So unterstützen manche Fonds soziale und ökologische Projekte und legen offen, inwiefern sie Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigen. Entscheidend ist, dass nicht nur einzelne ESG-Kriterien erfüllt werden, sondern alle möglichen ESG-Fragen umfassend abgedeckt sind.
Anlegerinnen und Anleger sollten sich nicht allein auf Marketingaussagen von Kampagnen und PR-Aktionen verlassen, sondern Finanzprodukte gegenüber der Öffentlichkeit kritisch prüfen. Fonds und Siegel müssen genau unter die Lupe genommen werden. Seriöse Zertifikate wie das FNG-Siegel (Forum Nachhaltige Geldanlagen) oder staatlich geprüfte Nachhaltigkeitslabel bieten hier eine Orientierung. Auch eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Anlagestrategien hilft, faktenbasierte Entscheidungen zu treffen.
Eine weitere Möglichkeit, Kapital gezielt in nachhaltige Projekte zu investieren ist das Crowdinvesting. Dabei fließt das Geld direkt in Unternehmen, die nachhaltige Innovationen oder soziale Projekte umsetzen - und so einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.
Der Vorteil gegenüber klassischen ESG-Fonds: Sie investieren direkt in zukunftsweisende, klimafreundliche Projekte, statt sich auf Finanzprodukte zu verlassen, die womöglich keine echte nachhaltige Wirkung erzielen.
Dafür setzen Plattformen wie Xavin auf Transparenz und Sicherheit.
Möchten auch Sie gemeinnützige Organisationen, Vereine oder Institute unterstützen, und zugleich mit dieser Kapitalanlage Rendite erzielen, können Sie sich an einem Projekt auf Xavin beteiligen.