So hoch das gesellschaftliche Ansehen sozialer Arbeit in Deutschland auch sein mag – bei der Finanzierung sozialer Projekte spiegelt sich dieses positive Image leider nicht immer wider. Im Gegenteil: Aufgrund des non-profit Charakters vieler gemeinnütziger und sozialer Projekte, haben es freie Träger, Vereine, Genossenschaften oder sonstige soziale Organisationen oftmals schwer, an ausreichend Fremdkapital durch Geldgeber zu gelangen. Zwar lässt sich ein soziales Projekt i.d.R. zu großen Teilen durch die öffentliche Hand finanzieren, doch in den seltensten Fällen können damit alle finanziellen Lücken geschlossen werden. In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen Überblick darüber geben, wie die Finanzierung sozialer Projekte realisiert werden kann, welche Planungsschritte notwendig sind und welche vielversprechenden Möglichkeiten sozialen Einrichtungen und Sozialunternehmen heutzutage zur Verfügung stehen, um an ausreichend Fremdkapital zu gelangen.
Nicht selten verzögert sich die tatsächliche Umsetzung geplanter Großprojekte um Monate und sogar Jahre. Teilweise werden die Ziele sogar ganz verworfen. Doch woran liegt das? Eigentlich steht der Plan, die öffentlichen Gelder sind bereits beantragt und man sollte meinen, dass es jetzt losgehen kann. Doch leider unterschätzen viele Initiatoren sozialer Projekte die Wartezeiten, die für die Bewilligung öffentlicher Gelder üblich ist. Es ist bspw. nicht untypisch, bis zu 1,5 Jahre auf entsprechende Fördermittel von Bund, Land oder Kommune zu warten. Somit sind viele soziale Projekte auf eine Vorfinanzierung angewiesen. Hier wartet jedoch bereits die nächste Hürde. Sozialunternehmen, Genossenschaften oder freie Träger haben zunehmend schlechte Karten bei der Vergabe von klassischen Bankdarlehen. Anders als wirtschaftlich orientierte Unternehmen, können soziale Organisationen meist keine ausreichenden Sicherheiten und Eigenkapitalrücklagen vorweisen. Damit es nicht zu solch drastischen Verzögerungen kommt, ist es sinnvoll, ein soziales Projekt vorausschauend zu planen und sich vor allem Gedanken über die Zeitschiene der Gesamtplanung zu machen. Komplexe Projekte wie der Bau eines Hospizes, eines Wohn-Komplexes für Geflüchtete oder die Sanierung bereits bestehender Einrichtungen, erfordern ein beinahe professionelles Projektmanagement.
Definitiv früher als später. Zwar ist zunächst eine bauliche und infrastrukturelle Planung notwendig (1.), doch eine detaillierte Kostenschätzung sollte hier bereits zu einem frühen Zeitpunkt erfolgen. Ist dieser Schritt getan, geht es bereits darum, die Finanzierung zu sichern (2.). Erst wenn dies der Fall ist, kann ein soziales Projekt auch in die tatsächliche bauliche Umsetzung gehen(3.). Die nachfolgende Abbildung zeigt den 3-Schritte-Planungsprozess sozialer Projekte. Dabei wird deutlich, dass während der gesamten Projektplanung und Entwicklung auch die politische Komponente eine wesentliche Rolle spielt. Nicht nur alle Mitglieder der sozialen Trägerschaft, Genossenschaft oder Organisation sind vom Projekt zu überzeugen, auch Stadt, Kommune, Land oder Bund, müssen in Form von aufwändigen Fördergeld-Anträgen ins Boot geholt werden.
Eine zeitliche Abgrenzung dieser 3 Schritte ist in der Praxis natürlich nicht in dieser Form möglich. Teilweise überschneiden sich die Schritte 1 und 2, indem immer wieder Anpassungen vorgenommen werden müssen. Weitere Eventualitäten, die Sie bei der Projektplanung nicht vergessen sollten, sind z.B.:
Nun da Sie wissen, in welchem zeitlichen Rahmen, die einzelnen Schritte der Projektplanung anstehen, können Sie sich an die konkrete Finanzierungsplanung heranwagen. Der klassische Finanzierungsmix für soziale Projekte besteht i.d.R. aus den 3 Komponenten Eigenkapital, Fördergelder und Fremdkapital. Nachfolgend zeigen wir, welche Möglichkeiten Ihnen im Rahmen dieses Finanzierungsmixes zur Verfügung stehen und welche Lücken sich dabei dennoch auftun können.
Als soziale Einrichtung verfügen Sie im Normalfall über kein großes Eigenkapital oder Rücklagen. Die erhobenen Leistungsentgelte reichen in der Regel aus, um sich selbst zu tragen, jedoch bei weitem nicht, um größere Bauprojekte zu finanzieren. Zusätzliche Einnahmen können durch Spenden generiert werden. Ein wirklich wichtiges Standbein für zahlreiche soziale Einrichtungen. Doch so attraktiv diese Form der Eigenfinanzierung auch sein mag, sie ist in ihrer Höhe stark begrenzt. Große Summen sind – wenn überhaupt – nur mit viel Anstrengung und Mehraufwand innerhalb mehrerer Monate oder gar Jahre zu erzielen.
Eigenkapital auf einen Blick:
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Leistungsentgelte | Gesetzlich festgesetzte Beträge in Deutschland | Keine Rücklagen für Großprojekte |
Spenden | Wichtiges Standbein, um das Eigenkapital zu erhöhen | Großer Mehraufwand und lange Zeitspannen |
Fördergelder stellen den wohl wichtigsten Bestandteil des klassischen Finanzierungsmixes sozialer Projekte dar. Nahezu kein Großprojekt kommt ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand aus. Doch auch Stiftungen, Lotterien und Medienfonds vergeben Zuschüsse für thematisch passende Projekte. Fördergelder aus öffentlicher Hand stehen für die unterschiedlichsten Projekte zur Verfügung und können bei Kommune, Stadt, Land oder Bund beantragt werden. V.a. in den Bereichen Jugend, Bildung, Soziales oder bürgerschaftliches Engagement stehen auch Fördertöpfe der EU zur Verfügung. Und auch Dachverbände verfügen in der Regel über große Fördertöpfe. Sie sollten jedoch nicht außer Acht lassen, dass die geförderten Geldsummen und die Art der Förderung hierbei stark variieren. Sowohl ihr spezifisches Bauvorhaben als auch regionale Unterschiede spielen dabei eine Rolle. Zudem sind immer lange Wartezeiten einzuplanen. Teilweise werden Fördergelder über mehrere Jahre gestreckt ausbezahlt. Um eine Verzögerung der baulichen Maßnahmen zu verhindern, ist eine Vorfinanzierung dann unausweichlich. Sehr viel schneller kann es unter Umständen bei Stiftungen (privat oder Unternehmen), Lotterien oder Medienfonds gehen. Aufwändig gestaltet sich hier jedoch die Recherchearbeit und Antragsstellung. Denn gerade in Zeiten von Covid-19 werden große Soziallotterien wie die „Aktion Mensch“ überflutet mit Anträgen und es wird immer schwerer, mit seiner Bewerbung hervorzustechen. Zudem existieren bei Stiftungen, Lotterien oder Medienfonds keine gesetzlichen Regelungen, weshalb Art und Höhe der Unterstützung in Deutschland nicht festgesetzt sind.
Fördergelder auf einen Blick:
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Öffentliche Hand | Rechtsgrundlage & Zahlreiche Fördertöpfe | Lange Wartezeiten bei der Bewilligung |
Stiftungen (privat oder Unternehmen), Lotterien & Medienfonds | Bei thematischer Überschneidung stehen viele Förderprogramme zur Auswahl | Keine gesetzlichen Regelungen & stark variierende Summen |
Bleibt nur noch das Fremdkapital, um die letzten Lücken in der Finanzierungsplanung zu schließen. Doch leider gestaltet sich der Erhalt eines klassischen Bankdarlehens für soziale Organisationen zunehmen schwierig. Als nicht-wirtschaftliche Unternehmen verfügen gemeinnützige Organisationen einfach nicht über die nötigen Sicherheiten und Eigenkapitalrücklagen, die bei der Vergabe eines Bankdarlehens erforderlich sind. In einigen wenigen Fällen erklärt sich die jeweilige Stadt oder Kommune bereit, als Bürge für ein Darlehen zu fungieren. Ist dies nicht der Fall, haben es soziale Einrichtungen schwer und erhalten allenfalls sehr teure Darlehen.
Fremdkapital auf einen Blick:
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Bankdarlehen | Hohe Summen für Großprojekte | Schlechte Karten bei der Vergabe |
Sie sehen also: Trotz dieses breit aufgestellten Finanzierungsmixes ergeben sich bei der Finanzierung sozialer Projekte nicht selten Schwierigkeiten, die wiederum zu Lücken in der Finanzierungsplanung führen. Hier noch einmal die häufigsten Probleme, die sich bei der Finanzierung sozialer Projekte ergeben:
Bestimmt ist Ihnen der Begriff des Crowdfunding bereits das ein oder andere mal über den Weg gelaufen. Doch was hat es damit genau auf sich? Und warum ist es für Projekte im sozialen Bereich so wertvoll? Crowdfunding ist schnell erklärt: Wie der Name schon sagt, ist es eine Form der Finanzierung (engl. "funding"), die durch eine Menge (engl. "crowd") von Internetnutzern realisiert wird. Dabei kommen spezialisierte Crowdfunding-Plattformen, wie z.B. die BW Crowd zum Einsatz, die zur Spende für das soziale Projekt aufrufen. Diese Plattformen verfügen meist über ein großes Netzwerk, betreiben professionelles Projektmarketing und sorgen somit für ausreichend Wirbel um das Projekt. Im Gegenzug für ihre Spende, erhalten Geldgeber i.d.R. eine Prämie oder eine Spendenbescheinigung. Das Besondere am Crowdfunding ist der Spendencharakter der Finanzierung. Somit haben Sie als Sozialunternehmen die Möglichkeit, die gesammelte Geldsumme wie Eigenkapital zu behandeln. Allerdings stößt das klassische Crowdfunding bei besonders großen sozialen Projekten an seine Grenzen. Eine Kampagne, die im Schnitt 50 € pro Spender einsammeln kann, zählt bereits zu den besten. Große Bauprojekte über mehrere Monate oder Jahre erfordern schlichtweg höhere Summen. Und hier kommt das moderne Crowdinvesting ins Spiel…
Dem Crowdfunding sehr ähnlich, handelt es sich hier im Gegensatz zu Spenden, um Geld-Anlagen. Ein Anleger gewährt dem sozialen Projekt ein Darlehen, für das er im Nachgang einen kleinen Zins bzw. eine Prämie erhält. Auf diese Weise können erhebliche Summen finanziert werden. Eine durchschnittliche Anlagesumme von ca. 2.800 € ermöglicht die Finanzierung 6-stelliger Beträge mit nur wenigen Unterstützern. Eines der jüngsten Xavin Projekte – Die Hoffnungshäuser – konnte beispielsweise mithilfe von Crowd-Darlehen innerhalb kürzester Zeit einen Ziel-Betrag von 500.000 € erreichen. Die Hoffnungsträger Stiftung konnte damit den Bau von Wohnungen für Geflüchtete weiter vorantreiben.
„Innovative Ideen zu unterstützen, anderen Menschen Gutes zu tun und selbst davon zu profitieren ist eine äußerst faszinierende Win-Win-Situation.“ – Markus Witzke, Vorstand der Hoffnungsträger Stiftung
Dieser emotionale, gemeinnützige und sinnstiftende Charakter ist es, der die meisten Geldanleger anzieht (Social Impact Investing). Denn im Grunde handelt es sich im Fall des Crowdinvestings um reine Vertrauensinvestments. Dieses große Vertrauen spiegelt sich auch darin wider, dass die meisten Anleger ihre Zinsen letztendlich in Spenden für das soziale Projekt umwandeln. Somit ist durch Crowdinvesting sogar eine 0% Finanzierung möglich. Überdies bleiben viele Investoren auch langfristig als Spendenkontakte erhalten.
Nicht ohne Grund ist das Crowdinvesting somit eine immer beliebtere Finanzierungsform für soziale Projekte. Denn die zahlreichen Vorteile sprechen einfach für sich:
Haben auch Sie Interesse an einer Crowdinvesting Kampagne für Ihr soziales Projekt oder möchten sich einfach grundlegend darüber informieren, welche Optionen Ihnen zur Verfügung stehen? Kontaktieren Sie uns gerne und wir helfen Ihnen in jedem Anliegen weiter.