Zuletzt aktualisiert am 18.12.2024

All Weather Portfolio: Struktur, Vorteile und Aufbau

Die Anlagestrategie „All Weather Portfolio“ zielt auf eine stabile Rendite bei allen wirtschaftlichen Bedingungen ab. Entwickelt von Ray Dalio, Hedgefonds-Manager und Gründer von Bridgewater Associate, soll diese Strategie durch eine ausgewogene Mischung verschiedener Anlageklassen sowohl in Phasen des Wachstums als auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit bestehen können. Ob das stimmt und welche Vor- und Nachteile das All Weather Portfolio mit sich bringt, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

Kind das in Pfütze hüpft

Was ist das All Weather Portfolio?

Die Anlagestrategie „All Weather Portfolio“ wurde von Ray Dalio, dem Gründer von Bridgewater Associates, entwickelt. Das Ziel war die Schaffung eines Portfolios, das in verschiedenen wirtschaftlichen Szenarien - ob Inflation, Deflation, Wachstum oder Rezession – stabil bleibt. Deshalb zielt die Strategie darauf ab, sowohl das Risiko zu minimieren als auch gleichzeitig stabile Renditen zu erzielen. Dafür ist eine breite Diversifikation über mehrere Anlageklassen hinweg notwendig.

Wie setzt sich das Allwetter-Portfolio zusammen?

Das Allwetter-Portfolio besteht typischerweise aus folgenden Anlageklassen und Gewichtungen:

Aktien oder ETFs (30 %)

  • Beispiele:
    • MSCI World ETF: Bietet Zugang zu großen und mittelgroßen Unternehmen in entwickelten Märkten weltweit.
    • S&P 500 ETF: Investiert in die 500 größten Unternehmen der USA und garantiert damit eine breite Marktabdeckung.
    • Small Cap ETFs: Investieren in kleinere, wachstumsstarke Unternehmen, z. B. iShares Russell 2000 ETF.
    • Aktien: Direkte Investitionen in Einzelaktien hilft in potenziell wachstumsstarke oder besonders stabile Unternehmen zu investieren. Hierzu muss aber ausreichend recherchiert werden. Auch ist eine größere Überwachung der Wertentwicklung notwendig. Beispiele für relevante Aktien können große, global agierende Unternehmen wie Apple, Microsoft oder Nestlé sein.
  • Funktion: Aktien sorgen für ein langfristiges Wachstumspotenzial. Der Anteil der Aktien soll die positiven Entwicklungen an den Aktienmärkten auf das Portfolio übertragen. Ebenfalls sind ETFs möglich, welche durch ihren Aufbau eine breitere Diversifikation innerhalb des Aktienmarkts versprechen. Selbst Small Cap ETFs, die in kleinere, oft wachstumsstarke Unternehmen investieren, können Teil eines All Weather Portfolios sein. Small Caps versprechen eine höhere Rendite, da sie oft schneller wachsen als größere Unternehmen. Sie sind aber auch risikobehafteter. Grundsätzlich bietet sich eine Aufnahme von Small Caps zusammen mit großen, etablierten Unternehmen an, um das Portfolio diversifizierter zu gestalten.

Langfristige Staatsanleihen (40 %)

  • Beispiele:
    • US-Treasuries (10- bis 30-jährige Laufzeiten): Sicherheitsanleihen der US-Regierung mit langfristigen Laufzeiten, z. B. 10-jährige und 30-jährige US-Treasuries.
    • Deutsche Bundesanleihen: Anleihen der deutschen Bundesregierung mit vergleichsweise langen Laufzeiten, z. B. 10-jährige Bundesanleihen.
  • Funktion: Langfristige Staatsanleihen bieten Sicherheit und stabile Erträge, insbesondere in Zeiten von Deflation und wirtschaftlicher Unsicherheit. Sie sind weniger volatil als andere Anlageklassen. Jedoch können sie in Zeiten steigender Inflation an Wert verlieren.

Rohstoffe (7,5 %)

  • Beispiele:
    • Invesco DB Commodity Index Tracking Fund (DBCI): Dieser ETF bildet den DBIQ Optimum Yield Diversified Commodity Index ab und bietet eine breite Anlage in Rohstoffe wie Öl, Gold, Silber und Industriemetalle.
    • iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF: Ein weiterer ETF, der eine breite Palette von Rohstoffen abdeckt und als Inflationsschutz dient.
  • Funktion: Rohstoffe sind ein effektiver Inflationsschutz. Zugleich tragen sie zur bunteren Durchmischung des Portfolios bei. Sie können von Preiserhöhungen in Rohstoffmärkten profitieren.

Kurzfristige Staatsanleihen (15 %)

  • Beispiele:
    • Schatzwechsel (Bubills): Kurzfristige deutsche Staatsanleihen mit Laufzeiten von bis zu einem Jahr. Diese haben eine sehr hohe Liquidität und werden regelmäßig bei Auktionen von der Bundesrepublik Deutschland emittiert.
    • US-Treasury Bills (T-Bills): Kurzfristige Staatsanleihen der USA mit Laufzeiten von 4 Wochen bis 1 Jahr. Diese gelten als eine der sichersten Anlagen weltweit.
    • Einlagenzertifikate (Certificates of Deposit, CDs): Einlagenzertifikate bei Banken, mit einer festgelegten Laufzeit von wenigen Monaten bis zu einem Jahr und garantierten Zinssätzen.
    • Geldmarktfonds: Fonds, die in kurzfristige und hochliquide Finanzinstrumente investieren, wie z.B. Schatzwechsel oder Unternehmenspapiere mit kurzer Laufzeit.
  • Funktion: Diese kurzfristigen Anlagen versprechen eine hohe Liquidität und Sicherheit und helfen den Anlegern, das Verlustrisiko in volatilen Zeiten zu verringern.

Gold (7,5 %)

  • Beispiele:
    • SPDR Gold Shares ETF (GLD): Einer der größten und am weitesten verbreiteten Gold-ETFs, der den Goldpreis durch den Erwerb und die Lagerung von physischem Gold nachbildet. Damit können Anleger kostengünstig in Gold investieren, ohne selbst physisches Gold kaufen und lagern zu müssen.
    • iShares Gold Trust (IAU): Ein weiterer großer Gold-ETF, der ebenfalls den Goldpreis verfolgt und in physisches Gold investiert. Zudem sind die Verwaltungskosten beim IAU niedriger als beim GLD.
    • Physisches Gold: Physisches Gold kann über zertifizierte Händler oder Banken erworben werden und bietet den Vorteil der direkten physischen Kontrolle des Anlageguts.
  • Funktion: Gold gilt als bester Schutz gegen Inflation, da es seinen Wert behält oder sogar steigert, während die Kaufkraft der Währung sinkt. So schützt in Inflationszeiten der Goldanteil das Portfolio vor Verlusten. Zudem wird Gold international anerkannt und ist unabhängig von der Wertentwicklung einzelner Währungen. Damit fängt es Kursschwankungen gekonnt ab.

Was sind die Vor- und Nachteile eines All Weather Portfolios?

So aufgebaut kombiniert Ray Dalios Allwetter Portfolio unterschiedliche Anlageklassen, die sowohl in Wachstumsphasen als auch bei Wirtschaftskrisen stabil funktionieren. Doch wie jede Anlagestrategie hat auch das All Weather Portfolio seine Stärken und Schwächen.

Vorteile des Allwetter-Portfolios

  1. Breite Diversifikation: Das Portfolio deckt mehrere Anlageklassen ab, wodurch das Risiko reduziert und die Performance stabilisiert werden.
  2. Risikomanagement: Durch die gezielte Gewichtung auf verschiedene Marktbedingungen sind Anleger besser gegen Wirtschaftsschwankungen abgesichert.
  3. Langfristige Stabilität: Historische Daten zeigen, dass das All Weather Portfolio auch in unterschiedlichen Marktphasen stabile Renditen erzielen kann. Laut Backtests liegt die annualisierte Rendite bei etwa 7 bis 9 % pro Jahr, mit moderater Volatilität.

Nachteile des Allwetter-Portfolios

  1. Begrenzte Rendite in Boom-Märkten: Das Portfolio kann in Zeiten starker Marktentwicklungen hinter den Renditen von stärker fokussierten Strategien zurückbleiben. So stieg beispielsweise 2019 der S&P 500 um über 28 %, während ein All Weather Portfolio nur eine Rendite von etwa 17 % erzielte.
  2. Komplexität bei der Verwaltung: Die regelmäßige Anpassung und das Rebalancing der Gewichtungen können für unerfahrene Anleger herausfordernd sein.
  3. Kosten: Einige Anlageklassen, wie Rohstoffe und Gold, können zusätzliche Kosten für Management und Handel verursachen. Nicht selten haben Rohstoff-ETFs und Goldfonds Verwaltungsgebühren zwischen 0,2 % und 1 % pro Jahr. Dies kann die Netto-Rendite schmälern.
  4. Inflationsrisiko: Langfristige Staatsanleihen und Rohstoffe reagieren anfällig auf Inflation. Steigende Inflationsraten reduzieren unter anderem die Gewinne von langfristigen Anleihen. Zugleich erhöht die Inflation die Volatilität der Rohstoffe. So verzeichnete beispielsweise während der hohen Inflationsphase der 1970er-Jahre der US-Treasuries signifikante Verluste. Er hatte eine Rendite zwischen 6 bis 7 %. Dem gegenüber stand die Inflationsrate von 7 % bis über 11 %, was zu realen Verlusten führte.
  5. Marktrisiko: Selbst bei breiter Diversifikation bleibt das Risiko bestehen, dass alle Anlageklassen gleichzeitig negativ beeinflusst werden. So geschehen bei der Finanzkrise 2008. Hier erlebte das All Weather Portfolio einen Rückgang von etwa 7 %. Obwohl das im Vergleich zu einem Rückgang des S&P 500 von 37 % eher gering war, war die negative Auswirkung dennoch spürbar.
  6. Zinsrisiko: Langfristige Anleihen sind besonders anfällig für Zinsänderungen. Dieses Risiko bezieht sich auf die mögliche Wertminderung von Anleihen aufgrund von geänderten Zinssätzen. Das bedeutet: Wenn die Zinssätze steigen, fallen die Kurswerte bestehender Anleihen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen bestehende Anleihen, die niedrigere Zinsen zahlen, zu einem niedrigeren Preis verkauft werden, um die höhere Rendite der neuen Anleihen zu kompensieren. Angenommen, eine Anleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einem festen Zinssatz von 3 % wird zu einem Preis von 1.000 Euro gekauft. Steigen die Marktzinssätze auf 5 %, ist die Anleihe weniger attraktiv, da neue Anleihen 5 % Zinsen bieten. Der Kurs der bestehenden Anleihe könnte zudem auf rund 800 Euro fallen.
  7. Rohstoff- und Währungsrisiko: Rohstoffe unterliegen Preisschwankungen aufgrund globaler Wirtschaftsbedingungen und Währungsänderungen. Das wiederum führt zu starken Schwankungen im Portfolio, wie 2020 während der COVID-19-Pandemie geschehen. Hier fiel der Rohölpreis um mehr als 60 %, wodurch die Performance von Rohstoff-ETFs stark rückläufig war. In diesem Zusammenhang sorgte der drastische Rückgang des Rohölpreises beispielsweise zu einem Kursabfall von 50 % beim iShares U.S. Oil & Gas Exploration & Production ETF (IEO) in der ersten Hälfte des Jahres 2020.

Aufgrund dieser Risiken und Nachteile ist ein gut strukturiertes und solide aufgebautes Allwetter-Portfolio zwingend notwendig.

Wie baut man sein eigenes All Weather Portfolio auf?

Möchten Sie ein All Weather Portfolio aufbauen, müssen Sie deshalb folgende Schritte durchlaufen:

  1. Festlegung der Zielgewichtungen: Beginnen Sie mit der klassischen Aufteilung nach Ray Dalio: 30 % Aktien, 40 % langfristige Staatsanleihen, 15 % kurzfristige Staatsanleihen, 7.5 % Rohstoffe und 7.5 % Gold.
  2. Auswahl der Anlageklassen:
    • Aktien oder ETFs: Wählen Sie breite und globale Aktien oder ETFs wie den MSCI World ETF oder den S&P 500 ETF.
    • Staatsanleihen: Investieren Sie in langfristige Staatsanleihenfonds oder -ETFs, wie den iShares US Treasury Bond ETF, und kurzfristige Staatsanleihen-ETFs.
    • Rohstoff-ETFs: Nutzen Sie Rohstoff-ETFs wie den Invesco DB Commodity Index Tracking Fund.
    • Gold-ETFs: Setzen Sie auf Gold-ETFs wie den SPDR Gold Shares ETF oder investieren Sie direkt in physisches Gold.
  3. Regelmäßiges Rebalancing: Überprüfen und justieren Sie regelmäßig die Gewichtungen, um die ursprüngliche Balance des Portfolios zu behalten. Nur so können Sie eine veränderte Verteilung durch Marktbewegungen ausgleichen.

Varianten des All Weather Portfolios

Je nachdem, wie Sie das Portfolio aufbauen, variiert ihre Risikobereitschaft. Hier werden beim Allwetter-Portfolio folgende Varianten unterschieden:

Defensive Variante

    • Ziel: Minimierung des Risikos und Sicherstellung stabiler, wenn auch geringerer Renditen.
    • Aufbau: 50 % langfristige Staatsanleihen, 30 % kurzfristige Staatsanleihen, 10 % Aktien, 5 % Rohstoffe, 5 % Gold.
    • Beispiel: Investieren Sie 50 % in US-Treasuries, 30 % in einen kurzfristigen Staatsanleihen-ETF, 10 % in einen globalen Aktien-ETF, 5 % in einen Rohstoff-ETF und 5 % in einen Gold-ETF.

Ausgewogene Variante

    • Ziel: Balance zwischen Sicherheit und Rendite.
    • Aufbau: 40 % langfristige Staatsanleihen, 30 % Aktien, 15 % kurzfristige Staatsanleihen, 10 % Rohstoffe, 5 % Gold.
    • Beispiel: Investieren Sie 40 % in einen langfristigen Anleihen-ETF, 30 % in einen breiten Aktien-ETF, 15 % in einen kurzfristigen Staatsanleihen-ETF, 10 % in einen Rohstoff-ETF und 5 % in einen Gold-ETF.

Offensive Variante

    • Ziel: Maximierung der Rendite durch einen stärkeren Fokus auf renditestärkere Anlagen.
    • Aufbau: 30 % langfristige Staatsanleihen, 40 % Aktien, 10 % kurzfristige Staatsanleihen, 15 % Rohstoffe, 5 % Gold.
    • Beispiel: Investieren Sie 30 % in einen langfristigen Anleihen-ETF, 40 % in einen globalen Aktien-ETF, 10 % in einen kurzfristigen Staatsanleihen-ETF, 15 % in einen Rohstoff-ETF und 5 % in einen Gold-ETF.

Alternativ investieren: Crowdinvesting

Obwohl das All Weather Portfolio für viele Anleger als ausgewogene Strategie gilt, die in verschiedenen wirtschaftlichen Szenarien eine gute Performance bieten soll, ist es nicht ohne Risiken. Vor allem im Zusammenhang mit Inflations- und Zinsrisiken. Für Anleger, denen die Risiken des All Weather Portfolios zu hoch sind, gibt es aber interessante alternative Anlagemöglichkeiten. Eine davon ist das Crowdinvesting. Hier können Anleger direkt in Projekte investieren, die finanzielle Unterstützung suchen. Oftmals sind das Startups, soziale Unternehmen oder nachhaltige Initiativen, wie Projekte zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaftspraktiken und umweltfreundlicher Anbaumethoden oder Bildungsprogramme für benachteiligte Jugendliche.

Möglich wird diese Anlageform durch Plattformen wie Xavin. Hier können Investoren gezielt in soziale und nachhaltige Projekte investieren, die ihren eigenen Interessen und Werten entsprechen. So wird das Crowdinvesting zu einer sinnvollen und risikoarmen Alternative zum Allwetter-Portfolio, das nicht nur Rendite verspricht, sondern auch das eigene soziale Engagement fördert.